London to Bristol

Der erste Tag Sightseeing in London war perfekt. Es hatte 25°C, ideal um die langsam ermüdenden Beine zu schonen und das zu machen was vor 23 Jahren am meisten zusagte. Covent Garden und Piccadilly Circus faszinierte damals am meisten. Ergo ging es zuerst zum Covent Garden. Der Platz wo Künster und Gaugler ihr Talent zum besten geben. Hier ist immer was los. Am besten war ein Artist aus Australien, der eine Show von 60 Min darbot, wo einem die Spucke weg blieb. Hätte ich auch nur eines seiner Kunststücke probiert nachzumachen, ich hätte mir alle Knochen gebrochen. Körperbeherschung pur. Covent Garden ist der eizigste Ort in London an dem sich in al der Zeit nix verändert hat. Nach ein paar Stunden relaxen ging es weiter zum Piccadilly Circus, ebenfalls ein sehr quirliger Platz in London, an dem es nie langweilig wird. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Es gab eine Gruppe Breakdacer zu bestaunen, die ihr Fach echt beherschen. Witzig war der Sproß eines der Dancers, von 3 Jahren alt, der auch schon den einen oder anderen Dance-Move drauf hatte. Witzig war auch ein Gespräch mit Mitgliedren der „Jesus-Army“, die halb Streetworker halb Propheten waren. Meine erste tiefgründige Diskusion auf Englisch. Aber cool die Jungs, nicht total verbohrt auf die Bibel, sie akzetierten sogar mein Statement, das Gott eine Erfindung der Menschheit ist, und Gott viele Namen hat. Im Gegenteil sie gaben mir sogar recht, und meinten das es sich bei Religion (egal welche) im Großen und Ganzen doch um die gegenseitige Akzeptanz und ein besseres Zusammenleben geht.

Der zweite Tag in London war regnerisch. Bin trotzdem in die City gefahren um zumindest noch Chinatown und Soho zu besichtigen. Kulinarisch auf alle Fälle eine Empfehlung. Ansonsten war die City menschenlehr. Die Touries waren bestimmt in einem der zahllosen Museen. Bin noch bei der Cutty Sark gewesen, die wie neu aussah. Abends bei meinem Warmshower erfuh ich, das der kapitale Teeclipper vor ein paar Jahren abgefakkelt ist und danach „restauriert“ wurde. Es hat ein paar Jahre gedauert, und meine Gastgeber bezweifeln das es sich hier um eine Restauration handelt, vielmehr um einen Neuaufbau. Nach meinen Erfahrungen bei Restaurationen in Amsterdam kann ich dem nicht wiedersprechen. Den Park der Sternwarte Greenwich wurde auch noch eben durchradelt, jedoch gibt es wegen des schlechten Wetters kein obligatorisches Foto mit den Beinen auf den beiden Erdhalbkugeln, auch nicht so schlimm, da dieses Foto schon vor 25 Jahren auf der Realschul-Abschlußfahrt gemacht wurde.


Bis jetzt waren die Tages-Etappen überschaubar, mangels genügend Warmshowers, werden die Etappen länger. 85Km, 75Km, 95Km. Dazu hat es auch noch anständig geregnet, so das das Wasser beim Hals reinläuft und die Klamotten bis zu den Knieen schön nass geworden sind. Etappenziele: Reading, Winchester, Bristol.

Die Fahrt aus London raus war wunderschön, teilweise an der Themse entlang, die schnell immer kleiner wird. Es wird wieder hügeliger, ein ständiges Berg auf, Berg ab. Das Wetter war prima, was nicht so bleiben soll. London ist wie schon gesagt eine riesen Metopole, erst nach 60Km war das erste Feld zwischen den Ortschaften zu sehen.

Ach ja, der erste Unfall auf der Tour gabs auch schon. Gerade noch in Greater London hat mich eine A-Klasse, beim verlassen des Kreisverkehrs unsanft vom Rad geschupst. Lag bayrisch fluchend auf der Straße. Die Dame hat auch sofort angehalten. Nach ein paar Worten mit unverkennbarem deutschen Akzent meinerseits, begann die Dame deutsch zu reden, und mich sofort auf unsere gute deutsche Manier zu maßregeln was ich den falsch gemacht habe. Ihrer Meinung nach hätte ich innen durch dein Kreisel fahren müssen, was mir jedoch überhaupt nicht klar war, da in London die Radspur immer außen im Kreisel verläuft. Das hab ich ihr auch so gesagt, außerdem könnte man sich ja auch denken, daß ein derart bepackter Radler eventuell von Festland stammen könnte. Aber so sind wir Deutschen eben, wir haben Regeln, die jeder kennen sollte, und dann schalten wir die Vernunft aus. Um alles „richtig“ zu machen wolte die Dame auch gleich die Polizei rufen, worauf ich jedoch keine Lust/Zeit hatte. Es war ja nix passiert, nix kaputt am Rad. Gut mein Ellenbogen tat leicht weh, vom Zusammenprall mit ihrem Außenspiegel. Die Kratzer an der A-Klasse waren ihr völlig egal, so haben wir uns freudlich verabschiedet und die Reise ging weiter.

In Woodley (VW Bulli Fan, jede Ecke des Hauses , sowie die Garage war voll damit) und Reading, nur 8Km entfernt hatte ich 2 Warmschower Hosts, was ich dankend angenommen habe anberachts der 85Km Etappe des Vortags. Das Pärchen aus Reading war der Hammer. Sie hatten einen Tag eher ein Haus von glaub 1870 gekauft. Außer einer Küche, ohne Gas, und 3 Stühlen war nix vorhanden. Ich war der allererste Besucher im neuen Heim! Die beiden sind jedoch der Hammer, wir hatten unglaublich viel Spaß. Gemeinsam ein paar Stunden das alte Gemäuer bautechnisch begutachtet, was abens mit einem ausgiebigem Pubbesuch belohnt wurde.

Weiter gings nach Winchester, 75Km. Soll eine schöne Stadt sein, die mich jedoch nicht vom Hocker gerissen hat.

Am nächsten morgen begann das schlechte Wetter. 6 Stunden durch den Regen radeln. Leider hatte ich keine Zeit in Salisburry anzuhalten um Fotos zu machen. Bisher architektonisch die schönste Stadt. Jahrhunderte alt, größtenteils komplett erhalten. Na ja es hat auch geregnet. Salisburry ist auf alle Fälle ne Reise wert!!! Diese 95Km, 996hm, Etappe führte mich auch an Stonehenge vorbei. Das erste große geplante Ziel der Reise. Enttäuschend war jedoch das vor kurzen ein Besucherzentrum gebaut wurde, und Zufahrtswege abgerissen wurden, damit Stonehenge komerziell voll ausgeschlachtet werden kann. Parkplatz ewig weit weg, Eintritt 11Pfund, um ein paar Steine anzuschauen. Abens auf dem Glamping junge englische Familie getroffen, die sagten die spinnen total, da selbst ihr 3 jähriges und 1 monate altes Kind Eintritt hätten bezahlen müssen. A la Worldtraveler bin ich einfach die gesperte nicht mehr existierende Straße rauf und konnte so bis auf knappe 100m an Stonehenge herankommen, bevor mich das Peronal freundlich des Weges verwiesen hat. Meine Antwort darauf: „Sorry, I'm a worldtraveler, and I don't know the way!“ Zum Fotos schießen hats gereicht, und das völlig gratis. ;-))) Die Sonne schien auch wieder! Jedenfalls kurz...

Weiter geht’s nach Bristol, über einen traumhafen Railway Cycle Path (Two Tunnel Greenway), wo mal wieder ein Ruhetag angesagt war, da die letzten 5 Tage insgesammt ca 340Km im hügeligen Gelände zurückgelegt wurden. Die Beine wollten keinen Meter mehr Radeln. Bristol wurde besichtigt, 4500Kal gefuttert, sowie am Nachmittag ein ein Regenations Schläfchen gehalten. Wollte den Blog schreiben und noch ein paar andere Sachen tun, jedoch war die Luft erstmal raus. Hat gut getan!!! Sehenswert war das Museums Dock, das im Außenbereich frei zugänglich ist.

Wie ich so in das Museumsdock fahre, fält mir ein altes Segelschiff auf das gerade in den Hafen einläuft. Ein Nachbau eines historischen Seglers in voller Pracht. An Bord eine Schulklasse die hörbar ihren Spaß hatte. Sehenswert ist auch eine Hängebrücke, die mindestens 150m über dem Fluß von Felsen zu Felsen gespannt ist. Hat ein bischen was vom Donaudurchbruch, jedoch deutlich höher.

Es ist an der zeit England zu verlassen.

Harter Kontrast, die "neue" Skyline
Harter Kontrast, die "neue" Skyline
Bücherei  auf dem Dorf
Bücherei auf dem Dorf
The Matthew, Replica 15.Jahrhundert
The Matthew, Replica 15.Jahrhundert
Covent Garden
Covent Garden
Stonehenge
Stonehenge
Teeclipper: Cutty Sark
Teeclipper: Cutty Sark
Bristol
Bristol

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Kommentare: 3
  • #1

    Dirk (Dienstag, 26 Mai 2015 22:22)

    Freut mich das es dir gut geht und du einige dinge gesehen hast Warte auf deine Geschichten wenn du wieder da bist

  • #2

    Christoph (Mittwoch, 27 Mai 2015 15:12)

    Sehr unterhaltsam geschrieben!
    Es ist cool auf die Art ein bisschen mit dabei zu sein und mehr über Land und Leute von anderswo zu erfahren. Schön zu lesen ist auch, dass Dir nix passiert ist.
    Ich freu mich schon auf die nächste Episode.
    Hihi, das erinnert mich irgendwie an die "Fraggles". Wo der eine Fraggle immer Karten aus der "Menschenwelt" schickt ;-)
    Untertitel heute: "Sorry, I'm a world traveler!.." :-D

  • #3

    Ina (Freitag, 29 Mai 2015 14:29)

    Jetzt habe auch ICH geschnallt, wie ich hier mitlese!

    Ich bleibe am Ball! Hochspannend!