Wales

 

 

Die Route führt mich nun nach Wales, bzw. „Welsch“ so wie die Einheimischen sagen. Alle Schilder sind hier zweisprachig. Versuche aus dem Welsch schlau zu werden, jedoch entzieht sich diese Sprache jeder Logik von Sprachen die ich bisher kennengelernt habe. Wie diese Buchstabenkombinationen auszusprechen sind ist mir sowieso ein Rätsel. Die Menschen hier sind ein bisschen reserviert, nicht jeder schaut dich an oder spricht mit dir. Die Leute die Kommunikation suchen sind jedoch sehr freundlich und jederzeit hilfsbereit.

Es geht über die Severnbrige nach Wales, eine von zwei Autobahnbrücken, die beidseitig einen Radweg hat. Maut muss hier nicht bezahlt werden... Die Radwege führen weit ab der Straßen durch die Felder, die Hügel werden höher und steiler. Die bis jetzt vorliegende Federlandschaft wechselt sich nun mit Wäldern ab. Somit sind auch nicht mehr so viele Fasane und anderes wildes Federvieh zu sehen. Dafür stoppt das andauernde Geballter der Jäger, und man kann sich auch mal wieder trauen die Wege zu verlassen.

Folge der NCN-Route 4 die sich super fahren lässt. Der Plan ist die nächste Woche ohne Warmschowers auszukommen und mal wieder wild zu zelten. Es hat einfach einen besonderen Charme. Gegen Abend kaufe ich bei einen Farmer ein paar Eier und frage ob ich auf seinem Grund campen darf. „Aber natürlich, fahr ein Stück zurück, das dritte Feld. Das ist gerade eben gemäht. Such dir eine schöne Stelle aus die dir zusagt“. Krass, das war einfach!

Den nächsten Tag geht’s weiter. Nach Newport verlasse ich Route 4, und folge Route 47. Eine sehr schöne Route, die ihres Gleichen sucht, wenn da nur nicht diese ständigen Barrieren wären. Zu Anfang der Route passte das Rad noch durch, und es war kein großes Hindernis. Alle paar Km mal eben absteigen und durch. Es soll verhindert werden, das Pferde, Mofas oder ähnliches die Radwege benutzen. Der Radweg führt entlang eines Kanals mit vielen alten Schleusen um die Höhenunterschiede zu überwinden. Ein wirklich wunderschöner Radweg, mitten durch die Natur. Wenn nur diese Barrikaden nicht wären und deren Häufigkeit ständig zunimmt. Außerdem werden die Hindernisse stets schmaler, sodass ich den Lenker drüber heben muss, und das Gepäck regelrecht durch quetschen muss. Das teilweise alle paar hundert Meter! Nach 40Km hatte ich keine Lust mehr. Da kam mir ein Forstarbeiter recht, der auch Spaß am Wild campen hat und mir einen Traumhaften Platz am Bach mitten in der Natur empfohlen hat. Sollte mir das zu weit sein, sollte ich doch einfach auf der nächste Dorfwiese campen. Campen ist hier überall möglich, des Nots direkt neben dem Radweg. Offiziell verboten, jedoch hat niemand etwas dagegen.

Gesagt, getan, Zelt 50m vom nächsten Haus auf der Dorfwiese aufgestellt. Hatte etwas Hemmungen gegen 17Uhr mein Zelt aufzustellen, jedoch interessiert das hier echt niemand. Ein paar Stunden später kannte ich das halbe Dorf, da jeder neugierig vorbei kam und mich interviewen wollte woher ich käme und wohin die Reise den ginge. Auf die Art hab ich auch viel über die Vergangenheit des Kohlebergbaus in Wattsville/Sirhowy Valley erfahren, sowie viele Tipps für die weitere Reise in Wales erhalten.

Am nächsten Tag wurden die Barrikaden noch enger, sodass das Rad, von 70kg, permanent über zwei Stahlrohre getragen werden musste. Zweimal musste ich sogar das Gepäck abladen um weiter zu kommen. Jetzt hatte ich die Schnauze gestrichen voll, und verließ diesen wirklich wunderbaren Trail, um wieder der Route 4 zu folgen. Mehr steile Hügel, manche waren nur noch durch schieben zu überwinden, jedoch fast durchgängig fahrbar. Gegen Abend entdeckte ich einen genialen völlig ebenen Platz in einem Wäldchen mit Bach daneben. Jedoch kam die freundliche Bauerntochter und warnte mich vor den Kühen, die dieses Stück Bach als ihre natürliche Tränke benutzten. Auf eigene Verantwortung könnte ich bleiben, jedoch seien Kühe manchmal lustig wen etwas in ihrem Wohnzimmer steht. Auf Empfehlung der Bayerin wurde auf einer Schafweide (ohne Schafe, jedoch mit deren Hinterlassenschaften), mit wunderbarer Aussicht, übernachtet. Weiter gings durch wunderbare Natur, fernab von allen Dörfern und Städten. Die letzten 2 Tage folgte ich National Cycle Route 4 auf der die Barrieren halbwegs passierbar waren. Jedoch zu früh gefreut, die schönsten Strecken muss man sich am härtesten erkämpfen. Am Eingang in einen Park das nächste absolut unüberwindbare Hindernis in Form von zwei Türen, wo das Rad gerade eben so senkrecht durch passt. Fuck, schon wieder das Rad abladen, diesmal komplett! Hab mich schwarz geärgert, da dies nicht nur eine NCN-Route sondern ebenfalls eine European Cycle Route war. Der Park war unglaublich schön, hügelig, mit mehreren Seen und jeder Menge frei herumlaufendem Rotwild, Kühen, sowie Ziegen. Nach ca. 1,5km musste das Rad wiederum komplett abgeladen werden. Die Freude war meinerseits!!!

Diesmal war wild campen mitten in einer Stadt neben dem örtlichem Fußballfeld angesagt. In der Nacht begann das große Kotzen und ein flotter Otto, so wie ich es noch nie erlebt habe. Grund war die Unkenntnis der britischen Lebensmittel. Dachte Bouillonwürfel gekauft zu haben, hab mich an die Dosierungsanleitung gehalten und mir ne lustige Salzvergiftung zugezogen. Die Stokblock's waren gedacht um ne Lasagne aufzupeppen und nicht um Suppe zu kochen. Dafür benutzt man Stockpot's. Nach drei Tagen war der Körper dermaßen mit Salz gesättigt, das er alles von sich gab. Leute es gibt lustigeres als sich permanent zu übergeben während man im Zelt campt. Dort lag ich erst mal 2 Tage bevor wieder an eine kurze Weiterfahrt zu denken war. 15Km nach Swansea, wo ein neuer Warmschower organisiert wurde. Allie und Lloyd waren MEGA. Sie haben komplett salzlos für mich gekocht und mir fast verboten am nächsten Tag weiter zu reisen und mich genötigt noch ein paar Tage zu bleiben bis ich wieder völlig auf dem Damm war. Lloyd hat noch nen kleinen Job bei einem Arbeitskollegen organisiert, und so verweilte ich eine ganze Woche in Swansea. Genügend Zeit um den geschwächten Körper wieder mit allem aufzufüllen was verloren ging. Danke, bin euch für immer dankbar!!! Am letzten Abend hab ich für die beiden und Ellies Bruder aus der USA, der inzwischen angekommen war, ein typisches bayerisches Essen bereitet. Es gab Fleischpflanzerl und Kartoffelstampf mit Speck und Zwiebeln und Tomatensalat. Hab noch nie jemand gesehen, der sich überwiegend vegetarisch ernährt, und die Fleischpflanzerl mit einer Begeisterung weg haut. Ellies Bruder aus der USA konnte nicht glauben, das wir Fleisch mit altem Brot essen und es dermaßen gut schmeckt. Rezept wurde auf Anfrage gerne überlassen... Mahlzeit!


Wie gesagt die Natur hier ist wunderschön und sucht ihres gleichen. Vor ein paar Jahrzehnten war die ganze Gegend noch von Kohlebergbau und Stahlgewinnung geprägt. Die meisten Engländer meiden diese Gegend bis heute, da sie immer noch glauben das alles industriell geprägt ist, jedoch keine Spur davon zu erkennen. Hier kann sich das Ruhrgebiet mal ne Scheibe abschneiden!

Jedoch bin ich die Hindernis-Radwege echt satt und es ist Zeit Wales zu verlassen...


Wohin? Ihr werdet es im nächsten Blog erfahren. Manchmal ändert sich eine Planung schneller als man glauben kann...

 

 

Severnbrige nach Wales
Severnbrige nach Wales
Querung eines Moors
Querung eines Moors
Ellie's Auftritt
Ellie's Auftritt
SPKC
SPKC
Weiterer prächtiger Pausenplatz
Weiterer prächtiger Pausenplatz
Wildcamping beim Farmer
Wildcamping beim Farmer
Bisher schönste Lunsch Pause
Bisher schönste Lunsch Pause
Swansea
Swansea
Swansea Practical Knots Club
Swansea Practical Knots Club
Wild camping in Wattsville
Wild camping in Wattsville
Rad-Hindernis-Parcour
Rad-Hindernis-Parcour
Mumbels
Mumbels
Mein bester Freund Banjo
Mein bester Freund Banjo
Swansea Bay
Swansea Bay
Newport
Newport

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