Deutschland

Die Reise durch Deutschland glich einem Rennen. Ein Haufen Freunde und Verwarnte wollten besucht werden. Für mich war es auch die Tour de Abschied. Sie ist nun rum und das Abenteuer kann beginnen.


Die Route führte entlang des Rheins, Mains, der Tauber, Altmühl und Donau. Ewig viele Kilometer ohne nennenswerte Steigungen. Das heißt nicht, das es langweilig war. Die Landschaft verändert sich ständig. Von der holländischen Maas (ja, die Holländer geben sogar dem Rhein einen anderen Namen, die drehen sich halt alles so hin das es ihnen passt. Der Rhein ist in den Niederlanden nur ein Bach, der durch die Hauptgracht von Utrecht fließt, einfach lächerlich), geht’s an deutschen Niederrhein weiter. Die ersten Km unterscheiden sich nicht sehr von den holländischen, was sich jedoch schnell ändert, je näher man sich dem Ruhrgebiet nähert. Die Industrie nimmt zu, die ausgewiesenen Naturgebiete nehmen zu. Nicht grillen, Campen, Mofas, Hunde, etc. hier ist einfach alles verboten. Kein Wunder bei der Bevölkerungsdichte, sonst würde ja nix von der Natur übrig bleiben.


Der erste Stopp war in Oberhausen bei meinem Cousin, waren zwei lustige Tage an denen wir unter andrem ne Geburtsurkunde für mich organisiert haben, da ich schneller aus England geradelt bin als die Post wegen des Streiks die Vollmacht zustellen konnte. Gebe zu das Ruhrgebiet ist nicht besonders atraktief zum radeln, da sich hier eine Stadt an die nächste reiht. Ändert sich jedoch schell und die Sandstrände am Rhein sind schon der Hammer. Vor allem nach Köln haben die Großstädter jede Menge paradiesische Bademöglichkeiten. In Köln war am Abend „Rhein in Flammen“, die Stadt proppenvoll mit Rheinländern und Touries, die den Radweg in Beschlag genommen haben. Ging grad noch, ein paar Stunden später wäre hier kein Durchkommen mehr gewesen! Kurz darauf genialen Sandstrand gefunden und spontan Mittagspause gemacht. Essen, baden, Solarenergie nutzen, einfach genial.

Nach Köln verändert sich das Panorama schnell. Am Mittelrhein engt sich das Rheintal ein und die Berge an beiden Seiten werden höher. Die Hänge sind größten Teils mit Wein bepflanzt, was sich bis Mainz nicht ändert. Wild campen ist hier fast nicht möglich, also versuche ich Strecke zu machen und suche mir Abends einen günstigen Campingplatz. Dort lernte ich u.a. auch einen lustigen Franken im Ruhestand (73) kennen, der jeden Sommer eine 2-3 monatige Radtour quer durch Europa macht. E-Bike mit Anhänger machts möglich. Traf auch einen fast blinden Rentner der aus dem Saarland zu Fuß mit einen Kinderwagen fürs Gepäck seinen Sohn in Holland besuchte. Es gibt schon einen Haufen liebevolle Verrückte auf dieser Erde. (laut einem Donau-Schiffer gehöre ich da auch dazu, dazu jedoch später)

In Trier wurde noch ein wenig Römerachitektur bestaunt, in Koblenz ein Stopp am Deutschen Eck gemacht. Nach 5 Tagen Rennen endlich in Darmstadt bei meiner Schwester angekommen, gerade noch rechtzeitig um hier 2 Tage zu verbringen, bevor sie zu einer Hochzeit Richtung Norden aufbrach. Puh, geschafft. War lustig, unterhaltsam und die ersten Brezeln gabs in Hessen auch. Ja, die Hessen sind nicht auf den Kopf gefallen, Weiße, Leberkäse und Brezeln schmecken hier zum ersten mal nicht nachgemacht!

Auf zur nächsten Etappe quer durch Deutschland. Nur 9 Tage von Darmstadt bis Vohburg. Folge dem Main, der jedoch schnell langweilig wird, da er ein Kanal ist, kaum Bademöglichkeiten bestehen und der Radweg meist von dem Main entfernt verläuft. Dadurch sieht man nur Bäume und Sträucher zu beiden Seiten des Weges. Jedoch finde ich hier immer einen geeigneten Platz zum Wild campen, teilweise direkt neben dem Radweg, jedoch denke ich mir mittlerweile echt nix mehr und die Reaktionen der Leute sind durchwegs positiv. Nach 200Km hatte ich die Nase voll.


Nachdem Würzburg besichtigt wurde, sehr interessante Stadt, echt ne Reise wert, bog ich ins „Liebliche Taubertal“ ein. Sehr schöne Natur, hügelig und teilweise steil. Gelungene Abwechselung zu den bisher flachen Flusspassagen. Holländer auf dem Weg kommen ganz schön ins pusten, hehe! Der Tauber folge ich bis Rothenburg ob der Tauber. Hier ist mal wieder ne richtige Douche auf nem Campingplatz angesagt. War auch witzig, gecampt wurde neben ein paar Holländern. War typisch, die beiden wollten mit allem besser und schneller sein als wir Deutschen. Weiß überhaupt nicht was dieser bescheuerte Wettbewerb andauernd soll. Gegen mein Outdoor Zelt hatten sie beim aufbauen sowieso keine Chance. Die beiden waren gut eingespielt, jeder Handgriff hat gesessen, jedoch konnte ich mir gar nicht so viel Zeit lassen um sie gewinnen zu lassen. Hab mir sogar noch ne Kippe gedreht... Beim Kochen war gegen meinen Benzin-Power-Kocher auch kein Kraut gewachsen, und am nächsten Morgen beim Abbauen und einpacken waren sie endlich schneller. Wunderte mich schon, da sie mit geöffneten Taschen vom Platz fuhren, jedoch auch nur bis zum Eingang des Campingplatzes. Dort standen sie um die Ecke und mussten ihr Zeug erst mal sortieren. Leider hab ich sie gesehen und noch mal freundlich gegrüßt, lange Gesichter!

Rothenburg ob der Tauber noch mal besichtigt, war hier vor ein paar Jahen schon mal, echt cool hier. Wer hier noch nicht war, must see!!! Mittelalterlicher Stadtkern mit kompletter Stadtmauer die begangen werden kann. Selbst die Mauergänge und das Holzdach auf der Stadtmauer sind wiederaufgebaut. Absolut sehenswert.


Weiter geht’s entlang der Altmühl Richtung Kelheim. Am Anfang sieht man von der Altmühl nicht viel, da sie ein winziges Bächlein ist und oft weit vom Radweg entfernt fließt, bzw. vor sich hin dümpelt. Seerosen und andere Pflanzen beherrschen das Bild. Insgesamt jedoch wunderschöne 230Km. Kurz vor dem Altmühlsee die erste Bademöglichkeit. Ab jetzt ist die Altmühl ein richtig kleines Flüsschen, auf der auch viele Kanuten unterwegs sind.

In Eichstätt bin ich in einer Studi-WG (Warmshowers) abgestiegen. War sehr lustig dort. Ein paar Bier mitgenommen, ne Pizza geholt und den ganzen Abend an der Altmühl gesessen. Mein Host ist VW Bulli Fan und fährt am nächsten Morgen mit dem selben in den Urlaub. Vielen Dank für die spontane Übernachtungsmöglichkeit. Das Zelt war auch wieder trocken, da mich am Vorabend ein heftiges Gewitter überrascht hat und ich fluchtartig im Wald verschwunden bin, bevor alles durch und durch nass war.

Weiter ging's nach Kelheim. Die Donau noch ein Stück hoch bis in den Donaudurchbruch. Pause wurde dort im Klösterl gemacht. Die Wirtin fand meine Story so geil, das sie mir nen doppelten Wurstsalat gemacht hat (5€) und den Spezi gratis dazu gegeben hat. „Wir hatten schon einen Haufen Verrückte Pilger hier, jedoch noch keinen Rad-Weltreisenden. Der Wirt fands auch nur geil und hat mir noch zwei dunkle Weltenburger Radler ausgegeben, die nach der ersten 100Km Etappe runter gingen wie Öl. Übernachtet wurde auf der Kiesbank direkt nach dem Durchbruch. Dort traf ich noch zwei coole Kelheimer. Nach einer zünftigen Brotzeit und noch einem Bier haben wir uns auf der Kiesbank zum schlafen gelegt. Nachts überraschte uns ein Gewitter. Fluchtartig in der Höhle verschwunden und Neandertaler gespielt. War schon geil. Jeder Blitz ließ die Felswände gegenüber schneeweiß aufleuchten, um dann wieder in der Dunkelheit zu verschwinden. Naturschauspiel vom feinsten.

Es folgten 3 Wochen Urlaub bei Freunden in der Ingolstädter Region und im Bayrischen Wald, Cliffdiven im Steinbruch inklusive. Leider hatten einige keine Zeit um mal eben spontan was mit einem Weltreisenden auszumachen. War schon enttäuscht, jedoch kann ein Weltreisender keine Termine 2 Monate vorher ausmachen. Euer Pech, jetzt bin ich weg und die Chance ist vertan.

Dafür hatte mein alter Banknachbar aus der Realschule spontan Zeit, um nach 25 Jahren mal wieder einen gepflegten Ratsch zu halten.


Wieder zurück an der Donau sind es nur noch ein paar Km bis zur Österreichischen Grenze....






Ein paar Fotos werden nachgereicht, sind noch auf der Kamera...



Feuerwehrübung: Kühe nass machen
Feuerwehrübung: Kühe nass machen
Rothenburg o.d. Tauber
Rothenburg o.d. Tauber
Rothenburg o.d. Tauber
Rothenburg o.d. Tauber
Dittenheim: Origineller Trinkwasser Spender
Dittenheim: Origineller Trinkwasser Spender
Eichstätt, hier herrschen die Bischöfe
Eichstätt, hier herrschen die Bischöfe
Donaudurchbruch
Donaudurchbruch
Cliffdiving im Bay. Wald (Ort bleibt geheim)
Cliffdiving im Bay. Wald (Ort bleibt geheim)
Sonnenuntergang am selbigen Platz
Sonnenuntergang am selbigen Platz
Rothenburg o.d. Tauber
Rothenburg o.d. Tauber
Altmühlquelle (es gibt viele, hier geht's los)
Altmühlquelle (es gibt viele, hier geht's los)
Zugmaschinen im Vergleich. LOL
Zugmaschinen im Vergleich. LOL
Eine von vielen an der Altmühl: Burg Prün
Eine von vielen an der Altmühl: Burg Prün
Donaudurchbruch - Schlafen in der Höhle
Donaudurchbruch - Schlafen in der Höhle
Offizieller Erholungsradweg bei Würzburg
Offizieller Erholungsradweg bei Würzburg
Rothenburg o.d. Tauber
Rothenburg o.d. Tauber
Wegen Gewitter in den Wald geflüchtet
Wegen Gewitter in den Wald geflüchtet
Eichstätt
Eichstätt
Klösterl /Donaudurchbruch mit Wirtin +Wirt
Klösterl /Donaudurchbruch mit Wirtin +Wirt
Donaudurchbruch - Kloster Weltenburg
Donaudurchbruch - Kloster Weltenburg

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Kommentare: 1
  • #1

    Alter Banknachbar (Mittwoch, 02 September 2015 21:02)

    Servus Forcy,
    kannst beim Rückweg gerne wieder beim dann noch älteren Banknachbar vorbeischauen auf einen ausgiebigen Ratsch :-)
    Bis dahin gute Reise und gesunde Rückkehr!!!!