Ungarn




Nach Ungarn hatte ich in Komarno betreten. Wäre fast an den Wechselstuben vorbei gefahren, da diese im €-Land ja allesamt verweist sind. Ein paar Forint gewechselt und weiter ging es zum schon erwähnten Campingplatz, wo die fehlenden Blogs geschrieben wurden. Nach 2 Nächten ging es weiter Richtung Budapest.

Gleich zum Frühstück fand sich eine perfekte Stelle zum wild Campen. Natur belassenes Ufer, feinste Sandbänke, Feuerstelle und in rauen Mengen vom Hochwasser angespültes Brennholz. Mal schauen wie es Abends wird, jedoch zweifelte ich arg, da Budapest nur noch 130Km entfernt war. Es ging von einem Dorf ins nächste, von einer Stadt zur nächsten. Die Bebauung wollte nicht mehr aufhören. Die Radwege hier sind grauenhaft, zerfallende Betonwege auf den man alle 2m am Plattenstoß durchgeschüttelt wird. Teilweise eine Schicht Teer drauf, was die Stöße nicht besser macht. Anfangs konnten diese Wege noch auf der Straße umgangen werden, da nur Traktoren und Pferdegespanne verboten waren, letztendlich auch Fahrräder. Die Euro Velo 6 wechselte noch 2 mal das Donauufer. Auf der zweiten Fähre lernte ich Andy aus Österreich kennen. Nach einem netten Gespräch lud er mich in die nächste Kneipe auf ein paar Bier ein um meine Geschichte etwas ausführlicher zu hören. Andy war auch lustig, 55 Jahre jung, auf seiner ersten Radtour überhaupt, mit E-Bike und 2 Akkus. Andy hatte sichtlich gefallen am Touren gefunden, und für seine erste Tour gleich bis an die Rumänische Grenze zu fahren, finde ich einfach stark. Gegen Ende des Gesprächs schob mir Andy noch 20€ unter den Bierdeckel. Vielen Dank für die kleine Spende.

Da es schon dunkel war und wir schon 10Km von der Donau entfernt waren entschloss ich mich auf den 1Km entfernten Campingplatz zu gehen.

Am nächsten Morgen waren es nur noch 25Km bis nach Budapest, also genügend Zeit ein bisschen die Stadt anzuschauen. Zuerst auf die Donauinsel um den Springbrunnen dort zu bewundern. Zu verschiedener Musik gibt es dort eine Wasser Choreografie zu bestaunen, ansonsten der totale Touristen Fang mit überzogenen Preisen. Weiter ging es durch Pest kreuz und quer durch die Altstadt. Das Parlamentsgebäude ist schon echt imposant... Irgendwo nahe dem Riesenrad doch noch ne Kneipe mit WiFi gefunden um die verschiedenen Campingplätze im Internet abzuchecken. Haller-Camping hat das Rennen gemacht, und wollte nun gefunden werden. Dank Garmin war das auch kein Problem. Haller-Camping, sehr nah am Zentrum, kann ich nur empfehlen, knapp 10€, WiFi gratis, Waschmaschine gratis, Müllentsorgung gratis, Strom gratis und jede Menge schattige Bäume um die Hitze in Budapest aushalten zu können.

Unter all den Radelfahrern haben sich auch schnell drei Solofahrer getroffen. Dammion und sein Hund aus Frankreich, Ronny aus der Schweiz und meine Wenigkeit haben intuitiv eine Zeltburg aufgebaut. Am nächsten Tag haben wir noch eine Bank in die Mitte gesetzt und dank eines deutschen Angestellten (ebenfalls seit 8 Jahren Weltenbummler) kam auch noch ein Tisch und ein Stuhl dazu. Zeltburg komplett!!! Ronny ging es bei der Ankunft gar nicht gut, Durchfall und Erbrechen plagten ihn. Abends saßen wir jedoch zusammen und Dammion, der schon den ganzen Sommer mit Hund im Anhänger durch Europa tourte gab ein paar Stücke auf seiner Mandoline und Mundharmonika zum besten. Am nächsten Tag besichtigte ich mit Ronny Budapest. Wir liefen erst kreuz und quer durch Pest, über die Kettenbrücke nach Buda um dort auf die Festung zu steigen und die Aussicht zu genießen. Die Burganlage sieht verdammt neu aus, da sie erst vor ein paar Jahrzehnten rekonstruiert wurde. Die Anlage ist schon seit 800 Jahren heftig umkämpft und wurde in ihrer Geschichte von vielen besetzt, u.A. 170 Jahre von den Türken und im 2. Weltkrieg von den Nazis, wodurch die Alliierten diese heftig bombardiert haben. Ronny lud mich nachmittags noch in ein äußerst leckeres ungarisches Restaurant ein. Des Abends auf dem Camping kochte ich uns noch ein Magen schonendes Pasta Gericht.

Am 3. Tag in Budapest fuhren wir zu dritt mit dem Rad quer durch Budapest um ein paar Höhlen zu erkunden, und wir saßen in der Fußgängerzone wie ein paar Penner mit einem Bier sangen Lieder und Dammion spielte Mandoline, wir haben uns nen Ast gelacht!!! Gefunden hatten wir nur eine Mini Höhle und ein paar Sprengstoff Krater. Trotzdem es war ein lustiger Tag, mit vielen Höhenmetern, sowie einem Rennen quer durch Budapest. Leider wurde Dammion kurz vor dem Camping absolut sinnlos von dem Rad gefahren, und wir konnten die zu eskalierende Lage zwischen dem ausgestiegenem, brüllenden Autofahrer und Dammion, der schon mit gezogenem Messer auf der Straße stand gerade noch entschärfen, puh Schwein gehabt, das da grade mal keine Polizei um die Ecke stand. Abends auf dem Camping erzählte uns der deutsche Angestellte das die Budapester Radfahrer hassen und wenn man auch noch so aussieht wie ein braungebrannter südländischer Ausländer kann so eine Aktion schon mal mit Absicht passieren. Scheiß Rassismus!!!


Nach 3 Tagen Budapest ging es Ronnys Magen wieder besser und wir entschieden uns die nächsten paar Tage zusammen zu fahren. Es sollten 5 gemeinsame Radeltage werden. Den ersten Tag ging es über überwiegend gute Radwege aus Budapest heraus. Bei 36°C legten wir Mittags eine Badepause an einem Traumhafen Strand ein und fanden Abends nach einigen Wirrungen in der Dämmerung einen geeigneten Platz zum wild Campen und ein kleines Feuer zu machen.

Der zweite Tag bescherte uns heftigen Gegenwind und schlechte bis katastrophale Radwege. Ein Spaßvogel hat anscheinend ein Schild abmontiert und wir irrten für ca. 25Km auf üblen Traktor Wegen und Trampelpfaden in der Donauau umher. Naturerlebnis pur, ohne Kilometer zu fressen... Nachmittags kauften wir noch auf der anderen Donauseite (8Km Umweg) Lebensmittel ein um dann mit weiterem Umweg einen wunderschönen Badestrand zu finden. Die Zelte haben wir dort einfach zwischen den letzten Badegästen aufgebaut, was in Ungarn niemand interessiert, und ein großes Feuer auf dem Stand angezündet.

Am dritten Tag haben wir bei Rückenwind die 100Km/Tag durchbrochen. Trotz 2,5 stündiger Mittagspause beim Italiener haben wir den angestrebten Ort in der Dämmerung erreicht. Nur den Campingplatz der auf der Karte verzeichnet war konnten wir nicht finden. Ein paar ungarische Mädels wiesen uns jedoch dem Weg und wir fuhren 2km zurück. Am Strand angekommen war von einem Camping jedoch keine Spur zu erkennen. Nach ein paar Minuten hörten wir Stimmen und entschlossen uns dem auf den Grund zu gehen. Wir trafen ein paar Bayern zwischen den Bäumen, die uns sagten, das dar Camping seit gestern geschlossen war, also bauten wir unsere Zelte auf dem Strand auf. Nach einer Stunde hörten wir ein Hallo aus der Dunkelheit, das wir mehrmals erwiderten. Nach einer Weile kam ein Ungar und fragte uns auf deutsch wie spät es sei. Mist die Kneipe hat jetzt schon zu, erwiderte er und bot uns nach einem kurzen Gespräch an eine Flasche Wein und etwas ungarisches Essen aus seinem Wochenendhaus zu holen. Es war schon spät, jedoch konnten wir das nicht ablehnen. Der Wein war lecker und das Pilz-Reis-Chili-Ragout war köstlich. Wiederum viel über Ungarn gehört und viel zu spät ins Bett gegangen. Als Ronny am nächsten Morgen in der Donau war, ich ging immer Abends, kam auch die Polizei vorbei um zu kontrollieren wer sich hier in der Nähe zur Serbischen Grenze (knappe 30Km) auf dem Strand die Nacht verbracht hat. Jedoch reichte ein freundliches deutsches Guten Morgen meinerseits um die kritisch fragenden Gesichter der Polizisten aufzuhellen.

Die kräftige Flasche Wein ließ uns am darauffolgenden morgen erst spät aufbrechen. Wir querten die Donau noch zwei mal mit der Fähre um in der letzten ungarischen Stadt die verbliebenen Dinar in Lebensmittel und einen Cappuccino umzusetzen. Im Café nutzten wir auch noch mal ausgiebig das vorhandene WiFi zu nutzen. Letztendlich fuhren wir erst gegen halb drei die letzten 10Km der Serbischen Grenze entgegen...


Ungarn war das Land wo es die schönsten Plätze zum wild Campen gibt. Naturbelassene Ufer mit unglaublich schönen Stränden. Trockenes Holz von den Hochwassern angespült liegt in rauen Mengen rum. Das lädt geradezu zum Feuermachen ein, wo doch überall Feuerstellen existieren. Sehr geil!

Die Radwege werden langsam schlechter, was ich auch nicht anders erwartet habe. Da hilft nur einen Gang runter schalten und sich mehr Zeit lassen. Jedoch dachte ich nicht das Straßen schon in Ungarn so schlecht seien würden, naja da hillft nur daran gewöhnen, da die Qualität der Wege in Rumänien und Bulgarien garantiert nicht besser wird. Außerdem kommt auch hier langsam der Herbst und seine Regenschauer. Das kann ja noch eine Schlammschlacht werden...


Jedoch ist, wie auch in der Slowakei Vorsicht geboten, denn man wird fast überall übers Ohr gehauen. Da kostet der Kaffee mehr als auf der Karte, für die Pizza wird ein anderer Preis abgerechnet, im kleinen Supermarkt liegt der Finger auf der Wage. In der Slowakei wurden sogar im großen Supermärkten Produkte doppelt berechnet, nehme mal an die Angestellten nehmen die Sachen dann selber mit nach Hause, da man eine Scannerkasse nicht bescheißen kann. :-( Ein kleiner fader Beigeschmack...

Donaupegel wie 2003
Donaupegel wie 2003
Budapest Donauinsel
Budapest Donauinsel
Zwei dicke in Budapest
Zwei dicke in Budapest
Parlament in voller Größe
Parlament in voller Größe
Musikalische Einlage unsererseits
Musikalische Einlage unsererseits
Wildcampplatz grad noch rechtzeitig gefunden
Wildcampplatz grad noch rechtzeitig gefunden
Mit anschliessendem Feuer
Mit anschliessendem Feuer
Seltsame Fähre
Seltsame Fähre
Dammion gibt sein besters
Dammion gibt sein besters
Rekonstruierte Burganlage Buda
Rekonstruierte Burganlage Buda
Zeltburg Haller-Camping Budapest
Zeltburg Haller-Camping Budapest
Höhlenforscher
Höhlenforscher
Offizielle Euro Velo 6
Offizielle Euro Velo 6
Camping geschlossen, ergo Wildcamping incl. morgendlicher Polizeikontrolle
Camping geschlossen, ergo Wildcamping incl. morgendlicher Polizeikontrolle
Kaum gibt's Berge gibt's auch Burgen
Kaum gibt's Berge gibt's auch Burgen
Budapest Parlamet
Budapest Parlamet
Dito
Dito
Ronny wartet auf das Essen ;-)
Ronny wartet auf das Essen ;-)
Mittagspause bei 36°C
Mittagspause bei 36°C
Wildcamping am Badestrand nahe einer Stadt
Wildcamping am Badestrand nahe einer Stadt
Fähre in die letzte ungarische Stadt vor der Grenze
Fähre in die letzte ungarische Stadt vor der Grenze

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Kommentare: 1
  • #1

    Hans Schmid (Freitag, 11 September 2015 19:31)

    Servus Andre´
    Wie immer ein sehr gut gemachter Bericht. Gefällt mir gut. Macht Lust auf die Art zu reisen.
    Deine Aussage deckt sich mit den Fernsehbildern wie man in Ungarn mit den Flüchtlingen umgeht.

    Trotzdem sind sicher nicht alle so...wie halt überall!

    Gute Weiterfahrt..i bleib dro! :-)

    Gruß

    Hans